Bioingenieurwesen (B. Eng.)
Bioingenieurwesen ist ein betont anwendungsorientiertes und in besonderem Maße interdisziplinäres Fachgebiet, das im Spannungsfeld zwischen Naturwissenschaften und Technik angesiedelt ist.
Die berufliche Praxis von Bioingenieur:innen steht in enger Verbindung mit der technischen Anwendung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse.
Sie nutzen in ihrem Beruf unter anderem die Werkzeuge traditioneller Ingenieursdisziplinen wie Mechanik, Werkstofftechnik, Konstruktion sowie Mess- und Regelungstechnik zur Lösung von Aufgaben, die sich beispielsweise im biotechnischen, medizinisch-pharmazeutischen oder im umwelttechnischen Bereich stellen.
Somit kommt einer Verknüpfung von naturwissenschaftlichem Grundlagenwissen mit ingenieurtechnischem Know-how in Verbindung mit Kenntnissen der elektronischen Datenverarbeitung eine herausragende Bedeutung zu.
Das Studium des fakultätsübergreifenden Studienganges Bioingenieurwesen hat das Ziel, durch praxisorientierte Lehre eine auf der Grundlage naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden beruhende Ausbildung zu vermitteln, die zu einer eigenverantwortlichen Berufstätigkeit als Bioingenieurin oder Bioingenieur befähigen soll. Durch eine umfassende Ausbildung sowohl in naturwissenschaftlichen als auch in ingenieurwissenschaftlichen Grundlagenfächern sollen die Studierenden in die Lage versetzt werden, die wesentlichen Zusammenhänge zu erkennen und jene Flexibilität zu erlangen, die nötig ist, um der rasch fortschreitenden technischen Entwicklung, vor allem in den biotechnologischen Gebieten, gerecht zu werden. Die Ausbildung in den einschlägigen Fächern soll auch dazu befähigen, Wirkungen biologisch-chemischer Systeme auf Mensch und Umwelt zu erkennen und zu bewerten.
Die fachliche Ausbildung im Studium wird ergänzt durch die Vermittlung von Kenntnissen aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften und durch die Entwicklung von kommunikativen Fähigkeiten, die bei der Lösung komplexer, fachübergreifender Probleme zunehmend an Bedeutung gewinnen.
An die Grundlagenausbildung, die vor allem in den ersten beiden Studiensemestern erfolgt, schließt sich eine vertiefte Fachausbildung an. Darüber hinaus können die Studierenden der Ausbildung einen individuellen Akzent in Richtung persönlicher Neigungen, Interessen und Berufsziele geben. Detallierte Qualifikationsziele
Nach erfolgreichem Abschluss des Studiums wird der akademische Grad "Bachelor of Engineering" (B. Eng.) verliehen.
Neben der beruflichen Qualifizierung stellt das erfolgreich abgeschlossene Bachelorstudium auch die Basis für eine wissenschaftliche Weiterqualifizierung in einem sich anschließenden Masterstudium dar, wie z. B. im Masterstudiengang Biotechnologie/Bioingenieurwesen, welcher in enger Zusammenarbeit mit der Hochschule Weihenstephan/Triesdorf an der Fakultät angeboten wird. Eine andere interessante Möglichkeit zur Vertiefung Ihrer Hochschulausbildung stellt der bereits seit vielen Jahren an der Fakultät verankerte Masterstudiengang Mikro- und Nanotechnik dar, der in Vollzeit oder in Teilzeit studiert werden kann. Beide hier genannten Masterstudiengänge schließen mit einem Master of Sience (M. Sc.) ab.
Aus den Zielen ergibt sich ein konkretes Qualifikationsprofil, das sich in fachlichen Kern- und Nebenkompetenzen ausdrückt:
Kernkompetenzen, die folgende Fähigkeiten oder Kenntnisse beinhalten:
- Verständnis, Beurteilung und Vermittlung komplizierter technischer und naturwissenschaftlicher Zusammenhänge.
- Einsatz wissenschaftlicher Erkenntnisse in technischen Anwendungen und zur Lösung technischer Probleme.
- Verständnis von Funktionsprinzipien biotechnischer und biomedizinischer Geräte und deren technischer Komponenten.
- Projektierung und Mitarbeit bei der Konstruktion von Geräten und Apparaten für die Biotechnik, die biomedizinische Technik sowie Mitwirkung bei deren Fertigung und Betrieb.
- Kultivierung von Zellen sowie Nutzung von Zellen oder Zellbestandteilen zur Lösung angewandter Fragestellungen z. B. in der Bio- und Lebensmittelanalytik und der Gentechnik.
- Anwendung moderner Analysenverfahren und analytischer Geräte in verschiedensten biotechnologischen Feldern wie Molekularbiologie, biomedizinische Analytik, Lebensmittelanalytik, Umwelttechnik
- Entwicklung, Optimierung und Validierung neuer Mess- und Analysenverfahren
- Einsatz von Mess- und Regelungstechnik zur Prozesssteuerung von Aufbauten im Versuchs- und Produktionsmaßstab.
- Einsatz der Automatisierungstechnik in Biotechnik und Biomedizin.
- Einsatz bioverträglicher Materialien.
- Umsetzung von Qualitätsmanagement in biotechnischen Prozessen.
Nebenkompetenzen:
- Grundlegende Kenntnisse in der Konzeption, Planung und Realisierung von Produktionsanlagen.
- Grundlegende Kenntnisse in der Entwicklung, Optimierung und Validierung neuer Produktionsverfahren.
- Fähigkeit zur Betreuung und Überwachung von Produktionsanlagen mit chemischem oder biologischem Stoffumsatz (Upstream- und Downstream-Prozesse einschließlich Qualitätssicherung).
In Abhängigkeit von der im Vertiefungsstudium gewählten Modulkombination ergeben sich zusätzliche Kompetenzen in folgenden Bereichen:
- Pharmaentwicklung, medizinische Labordiagnostik und Biosensorik.
- Medizintechnik - Prothetik, Biomechanik, bildgebende Verfahren.
- Umwelt - Umweltanalytik, Umweltschutz, Umweltrecht, regenerative Energien.
Darüber hinaus werden die Studierenden in die Grundlagen der Betriebswirtschaft eingeführt, und sie lernen in Praktika und Seminaren, im Team zusammenzuarbeiten, Inhalte ihrer Arbeit oder von Themen im Bereich der Life Sciences zu dokumentieren und zu präsentieren.
Das Studium umfasst sechs Theorie- und ein Praxissemester.
Es endet mit einer viermonatigen Bachelorarbeit, die meist in einem Unternehmen oder einer geeigneten Institution außerhalb der Hochschule angefertigt wird und oft den ersten Kontakt für eine späteres Arbeitsverhältnis darstellt.
Die breite Ausbildung im Studiengang Bioingenieurwesen ermöglicht es den Absolventinnen und Absolventen, in vielen unterschiedlichen Einsatzfeldern wie Forschung, Methoden- und Verfahrensentwicklung sowie -optimierung, Analytik, Automatisierung, Geräteentwicklung, Apparate- und Anlagenbau, Produktion oder im Dienstleistungsbereich (Beratung, Service, Aus- und Weiterbildung etc.) tätig zu werden.
So bieten sich Berufsmöglichkeiten in Wirtschaftsunternehmen (chemische und pharmazeutische Industrie, Lebensmittelindustrie, Kosmetikindustrie, ...) und Berufsfachverbänden, in Hochschulen und Instituten sowie Fachbehörden und anderen Institutionen des öffentlichen Dienstes (Umweltbereich, Gesundheitswesen, Verbraucherschutz, ...) und im Rahmen einer selbstständigen oder freiberuflichen Tätigkeit (Patentwesen, Unternehmensberatung, Gutachtertätigkeit, ...).
Absolventinnen und Absolventen des Studienganges Bioingenieurwesen arbeiten in unterschiedlichen Bereichen von Life-Sciences-Unternehmen. Erfahrungen, die mit PraktikantInnen, DiplomandInnen und AbgängerInnen des vormaligen Diplomstudienganges gemacht wurden und sich aus dem Feedback von Unternehmen und anderen Institutionen sowie der Lektüre von Stellenausschreibungen ergeben haben, zeigen, dass die fertig ausgebildeten Bioingenieure vor allem in folgenden Bereichen tätig sind:
- Arzneimittelforschung und -entwicklung (Drug Discovery).
- Geräteentwicklung (Laborautomatisierung, Instrumentelle Analytik, Sensorik und Biosensorik).
- Medizintechnik (z. B. Prothetik, medizinisch-technische Geräte).
- Klinische Diagnostik.
- Umweltbereich (z. B. Analytik, Umweltschutz).
- Energietechnik (z. B. Regenerative Energien).
- Servicetechnik (Beratung, Wartung, Reparatur).
- Qualitätsmanagement im Labor- und Produktionsbereich.
- Biotechnologische Produktion (u. a. Pharmaproduktion, Lebensmittelindustrie).
- Forschung und Entwicklung an Universitäten und Forschungseinrichtungen (z. B. Forschungseinrichtungen im Life Sciences- und Umweltbereich wie Institute der Fraunhofer Gesellschaft, des Helmholtz Zentrums - Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit usw.).
- Consulting
Aufgrund ihrer fundierten Ausbildung finden die Absolventen des Studiengangs Bioingenieurwesen auch Anstellungen in unterschiedlichsten Branchen, die nicht oder nur untergeordnet den Biowissenschaften zugeordnet werden.
Voraussetzungen für das Studium des Bioingenieurwesens an der Hochschule München sind:
- Eine in Bayern anerkannte Hochschulzugangsberechtigung wie beispielsweise die Fachhochschulreife bzw. allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife (vorzugsweise mit naturwissenschaftlicher und/oder technischer Orientierung) weitere ausführliche Informationen hierzu finden Sie unter: www.hm.edu/bewerberinfo
Darüber hinaus sollten u. a. folgende Neigungen vorhanden sein:
- Interesse an naturwissenschaftlichen und technischen Fragestellungen
- Bereitschaft zu Tätigkeiten in fachübergreifenden Gebieten
- Verständnis für komplexe Zusammenhänge
- Aufgeschlossenheit für Neues und Flexibilität
Der Arbeitsmarkt für Bioingenieurinnen und Bioingenieure ist natürlich, wie der für andere Berufsfelder auch, allgemeinen Konjunkturschwankungen unterworfen. Da es sich in der Regel um Tätigkeiten in stark zukunftsorientierten Gebieten wie der Biotechnologie – eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts – handelt, können die beruflichen Chancen für Bioingenieurinnen und Bioingenieure als ausgezeichnet bewertet werden. Gerade der Wachstumsmarkt der Life Sciences bietet ideale Voraussetzungen für junge, motivierte und breit ausgebildete Bioingenieurinnen und Bioingenieure.
Die bisherigen Absolveninnen und Absolventen des Studiengangs Bioingenieurwesen sind sowohl in der Industrie als auch in Forschungseinrichtungen hoch angesehen. Dementsprechend groß ist auch die Nachfrage nach Praktikantinnen/Praktikanten und Kandidatinnen/Kandidaten, die ihre Abschlussarbeiten in Unternehmen der Biobranche/Life Sciences anfertigen sollen. Dies ist durch entsprechende Nachfragen vonseiten der Firmen, Hochschulen und weiteren Institutionen sowie durch erfreulich positive Rückmeldungen belegt.